Dortmund   |   Ev. Stadtkirche St. Petri

Über die Orgel

Eine Schulte-Orgel mit englischem Akzent

Das Instrument ist ein fast kompletter Neubau. Die gesamte Technik – Windladen, Gehäuse, Spieltisch, Windanlage – wurde in der Kürtener Werkstatt gefertigt. Das Pfeifenwerk wurde einer Orgel entnommen, die 1868 von der englischen Firma Radcliff&Sagar für die Kirche St. Mary, Woodkirk in der Nähe von Leeds gefertigt worden war. Das Instrument wurde im Laufe der Jahrzehnte oft geändert, die Intonation blieb jedoch ursprünglich erhalten. Im August 2014 holte das Team von Orgelbau Schulte das Instrument in die heimische Werkstatt. Dort wurde das Pfeifenwerk liebevoll restauriert und für den Einbau in die neue Orgel vorbereitet.

Die Gestaltung – zeitgenössisch und gewagt

Die Prospektgestaltung erwies sich als besondere Herausforderung. Vorgabe der Stadtkirche war es, das „Goldene Wunder“, das flandrische Altarretabel aus dem Jahr 1521 als optischen Schwerpunkt beizubehalten, jedoch die Sprache des Kirchraums aufzunehmen und trotzdem als eigenständige Skulptur im Raum zu bestehen.
Nach vielen Besprechungen einigte man sich auf die ursprüngliche Idee von Oliver Schulte: eine offene Struktur unregelmäßig angeordneter Lamellen aus grau lasiertem Birkenholz, keine Prospektpfeifen, dafür ist die faszinierende Technik im Innern sichtbar. Man sieht, wie das Instrument arbeitet: der Balg bewegt sich zum Takt der Musik, die Schwellerjalousien öffnen und schließen sich, das Pfeifenwerk ist durch die Lamellen sichtbar.

Die äußere Erscheinung polarisiert. Das darf sie auch. Oft eröffnet sich für die Betrachter erst beim zweiten Hinschauen der Zauber des Entwurfs.

Am 6.9.2015 wurde das Instrument von Pfarrerin Barbara von Bremen unter Mitwirkung der Kantoren Klaus Müller und Wolfgang Meier-Barth in einem Festgottesdienst eingeweiht. Sie ist die erste ihrer Art in der evangelischen Landeskirche Westfalen.

Fotos: Ricarda Mohr, mohr-vision.de fotodesign