Wesel-Ginderich   |   St. Maria Himmelfahrt

RESTAURIERUNG    |   Peter Conacher (GB)    |   1887/2016   |   II/20
Über die Orgel

 

Netzwerken mit Erfolg

Eine Übernahme eines historischen Instruments, seine Restaurierung und dessen Implementierung in einen neuen Raum ist immer eine besondere Herausforderung. Anders als bei Umbauprojekten gilt es hier, ein Instrument zu finden, dass technisch, architektonisch und musikalisch dem neuen Raum gerecht wird.

Dank unseres Fundus an englischen Orgeln fanden wir innerhalb weniger Tage eine Conacher-Orgel für die katholische Marien-Wallfahrtskirche in Wesel-Ginderich. Die 1887 erbaute Orgel ist ein wahres Erweiterungsmonster – in der Hoffnung auf bessere Zeiten baute Conacher des Öfteren vakante Register und vakante Manuale.

Einige dieser offenen Erweiterungslücken können wir bei dieser spannenden Restaurierung schließen. Dabei hilft uns der gute Kontakt zu unseren englischen Orgelbaukollegen, die uns die Werklisten Conachers zugängig machen und uns so wertvolle Informationen geben können.

 

Das Erweiterungsmonster

1887 baute die Werkstätte des renommierten Orgelbauers Peter Conacher die neue Orgel für die anglikanische Kirche St. Luke in Liverpool-Poulton.
Schon damals musste man mit den gegebenen Mitteln haushalten. Conacher baute die Orgel zwar mit drei Manualen, das untere (Choir-Werk) blieb jedoch vakant. Ebenso wie insgesamt 5 Pfeifenstöcke, die zwar inklusive Raster und Registertraktur vorbereitet, jedoch nie mit Pfeifenwerk bestückt wurden.
Wir wurden auf das Werk aufmerksam und konnten es unter Mithilfe des Straelener Organisten Otto M. Krämer an den Niederrhein nach Wesel-Ginderich vermitteln. 2013 demontierten wir die Orgel und transportierten sie nach Deutschland in unsere Werkstatt.

 

Englischer Klang in der jüngsten und ältesten Marienwallfahrts-Kirche des Niederrheins

Die Kirche St. Mariä Himmelfahrt wurde in den Jahren 1280 bis 1330 errichtet, die Geschichte des Turms reicht zurück bis in das Jahr 1190.
1190 begann auch die Marienwallfahrt, die bis ins Jahr 1640 reichte.
2005 wurde die Tradition der Marienwallfahrt wieder belebt. Somit ist Ginderich der „älteste und jüngste Wallfahrtsort am Niederrhein“. Mittlerweile pilgern wieder 2.500 Gläubige jährlich nach St. Mariä Himmelfahrt.
Viele Monate liebevoller Restaurierungsarbeit folgten, jedes Bauteil wurde zerlegt. Vor allem die Windladen brauchten wieder das volle Schulte-Programm: zerlegen, Ausgiessen, Ventile neu beledern, Schleifendichtungen anbringen, zusammensetzen. Hier ist viel Sorgfalt benötigt.
Auch die Balganlage wurde neu beledert, inklusive der historischen Schöpfanlage.
Das Gehäuse wurde erweitert und erhielt einen neuen Schellacküberzug. Trakturdrähte wurden spannungsfrei geglüht, das Pfeifenwerk liebevoll restauriert.
Drei der fünf vakanten Stöcke konnten wir mit authentischem Pfeifenmaterial bestücken. Und dies im Sinne Peter Conachers: Dank unserer Kontakte nach England hatten wir die Möglichkeit zur Einsicht der originalen Werkbücher Conachers, inklusive seiner Gedanken zur Erweiterung dieser Orgel.

Die technische Montage begann im Oktober 2015, Oliver Schulte intonierte im Anschluss das Instrument, so dass am 12.3.2016 die Conacher Orgel feierlich von Pfarrer Dietmar Heshe unter Mitwirkung der Kirchenmusiker Tobias Henrichs und Otto Krämer eingeweiht werden konnte.

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Disposition

 

I. Manual vakant

 

II.Manual   Great


8′ Open Diapason
8′ Clarabella
8’ Dulciana
4’ Principal
4’ Flauto traverso
2’ Fifteenth
Mixture III
8’ Trumpet

 

III.   Swell


16’ Bourdon
8’ Open Diapason
8’ Lieblich Gedackt
8′ Salicional
8′ Voix celestes
4′ Gemshorn
2’ Flautina
8′ Cornopean
8’ Oboe
4′ Clarion

 

Pedal


16’ Open Diapason
16′ Bourdon

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