Castelo Branco (PT)   |   Kath. Kirche São José Operário

TECHNISCHER NEUBAU   |   2012   |   II/29
Über die Orgel

 

Über Facebook kam der Erstkontakt

José Carlos Oliveira ist Dozent der Musikhochschule ESART in der portugiesischen Distrikt-Hauptstadt Castelo Branco und Kirchenmusiker der dortigen katholischen Kirchengemeinde São José Operário. Er stieß über das Soziale Medium auf das „Englische Orgelkonzept“ von Orgelbau Schulte.
Von da an ging eine fast schon ein Jahrzehnt dauernde Suche nach einem neuen Instrument rasant ihrem Ende entgegen.

Der Absolvent der Hochschule für Kirchenmusik in Regensburg traf sich Anfang 2012 mit Oliver Schulte, der in der aufgegebenen methodistischen Kirche in Liverpool-Prescott ein Orgel unbekannter Herkunft aufgespürt hat, die für den modernen portugiesischen Kirchbau geeignet schien.
Wenig später stand das Konzept. Wie bei unserer Limpericher Orgel sollten Pfeifen, Laden und Bälge restauriert, der Rest neu gefertigt werden.
Das Sahnehäubchen: die Orgel, fast schon auf dem Weg zur Müllhalde, stellte sich nach intensiven Recherchen als eine echte Willis-Orgel heraus!

 

England – Deutschland – Portugal. Orgelbau verbindet Nationen

Seit vielen Jahren wurde der Kirchraum der methodistischen Gemeinde in Liverpool-Prescott nicht mehr benutzt. Die Orgel befand sich in einem bemitleidenswerten Zustand, mehrere Generationen Tauben hinterließen deutliche Spuren im Instrument.

Die Herkunft des Werks war vorerst unklar. Dass es trotzdem noch spielbar war, sprach für seine solide Qualität. Bei den ersten Tönen hörte man jedoch gleich, welche klangliche Wucht in der Orgelsubstanz steckte.
Das offensichtlich ursprünglich mechanische Werk wurde im Laufe der Zeit elektrifiziert, der Prospekt von einer anderen Orgel ohne Verbindung zum Instrument dahinter vorgeblendet worden.
Das versetzte uns in die Lage, das Instrument völlig zu restrukturieren. Laden, Pfeifen und Bälge wurden restauriert. Die Tontraktur wurde re-mechanifiziert, ein neues Setzersystem eingebaut und ein dem modernen Kirchbau in Portugal ein entsprechendes neues Gehäuse entworfen.
Während unser Team die Orgel demontierte wurde bereits der Gründerzeit-Kirchbau entkernt. Ein Wettlauf gegen die Zeit.

 

Die größte Orgel im portugiesischen Landesinneren

Nach dem Transport in unsere Werkstatt begannen die 7-monatigen Umbauarbeiten.
Während der Arbeiten stellte sich heraus, was für ein Juwel wir in Händen hielten: bei der Kernsubstanz des mehrfach umgebauten Instruments handelt es sich um eine Orgel der Firma Willis, erbaut 1928.
Entsprechend liebevoll wurden die historischen Teile restauriert, Lücken in der Disposition konnten mit authentischem Material geschlossen werden.

 

Moderner Materialmix, auf den Raum abgestimmt

Rot lackierte Lamellen und ein in Echtstein furniertes Mittelteil schaffen einen optischen Gegenpol zum Chorraum (s.Fotos unten). Glasperlgestrahlte einzelne Prospektpfeifen runden das gewagte Erscheinungsbild ab.

Der Weihe im Mai 2013 erklang eine Komposition von J.C. Oliveira – die „Missa De Bênção“ (Weihemesse) wurde uraufgeführt.
Das Projekt stieß auf großes Interesse und ging durch die lokalen und nationalen Medien.
Die Willis-Schulte-Orgel ist nun die größte Orgel des portugiesischen Landesinneren.

Mehr über englische Orgelkonzepte
Disposition

 

Great C-c’‘’‘


8′ Open Diapason
8’ Dulciana
8’ Clarabella
4’ Principal
4’ Flute
2 2/3′ Twelfth
2’ Fifteenth
1 3/5′ Seventeenth
Mixture III
8’ Trumpet

 

Swell C-c’‘’‘


8’ Open Diapason
8’ Lieblich Gedackt
8’ Salicional
8’ Celeste
4′ Gemshorn
2’ Flageolett
Mixture III
8′ Cornopean
8′ Clarinet
8’ Oboe

 

Pedal


16’ Open Diapason
16′ Bourdon
8′ Octave
8’ Bass Flute
4’ Octave Flute
2′ Piccolo
16’ Trombone
8′ Trumpet
4′ Clarion

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